Beste Dienerin,
der Wahrheitsgehalt einer Geschichte steht nicht zur Disposition. Eine gute Geschichte liest sich so, als wäre sie authentisch. Dennoch sind Krimischreiber meistens selbst keine Kriminellen. Wenn da Unsicherheiten bleiben, spricht das eher für die Erzählkunst.
Meistens hat man als Leser weder die Möglichkeit noch den Bedarf, das zu trennen. Eine Gleichsetzung von vornherein ist so dümmlich, wie Horst Tappert auf der Straße mit Derrick anzusprechen.
Du deutest an, dass der Dom in der Geschichte seine Sub gut kennt, und dass es schon richtig war, wie er gehandelt hat. Also kann es sein, dass die Geschichte authentischer ist, als ich annahm. Ich gehe immer von der Erfindung aus. Auch deswegen, weil das bei mir so ist.
Wichtiger möge sein, ob Du Deine „Schreibstimme“ gefunden hast, mit der Du zu Werke gehst. Das ist unabhängig davon, was andere sagen. (Zumindest, solange Schreiben kein Broterwerb ist). Der eine häkelt Geschichten, der andere sägt sie aus Holz. Gottseidank gibt es verschiedene Stimmen, das wäre sonst totlangweilig.
Du könntest Dich auch zurücklehnen und genießen, dass sich Leser um Deine „Figuren“ den Kopf zerbrechen. In meinem Fall ist es der Umstand, dass ich mich mit „Zwangsberuhigung“ schon vor Deiner Geschichte auseinandersetzen musste, und ich dementsprechend meine Positionen habe. Die gehören aber eigentlich nicht in eine Geschichten-Kritik hinein. Wenn die Geschichte auch noch authentischeren Ursprungs ist, wirken solche ungefragten Anmerkungen sogar aufdringlich. Und das möchte ich am allerwenigsten sein.
Manchmal stößt eine Geschichte jedoch Diskussionen an, und ich find, das ist ein schöner Effekt, über die sich ein Autor freuen kann, auch wenn es irgendwann mit dem Startpunkt kaum noch etwas zu tun hat.
Man könnte auch sagen: Wenn Du Figuren in die Welt setzt, verlierst Du die Kontrolle über sie. (Wie bei Kindern irgendwann.)